Nachtschattengewächse - hochgiftig bis ungiftig

  • Nachtschattengewächse sind die klassischen Hexenkräuter (in der Reihenfolge abnehmender Giftigkeit):


    Tollkirsche
    Stechapfel
    Bilsenkraut
    Alraune
    Petunie
    Physalis
    Kartoffel
    Gurke
    Tomate


    Während bei der Tomate nichts mehr giftig ist, kann der heimische Physalis und die Kartoffel als relativ giftig angesehen werden. Bei Physalis ist die Wurzel gefährlich, bei der Kartoffel sind es die Früchte.


    An Bilsenkraut sind schon erfahrene Psychonauten gestorben. Heimischer Stechapfel (nicht die Engelstrompete) und Tollkirsche sind nur für Wahnsinnige, da eher Vergiftungserscheinungen als psychogene Wirkungen auftreten. B.M. Schuldes rät eindringlich vor den 3 NGS's ab.


    Der heimische Physalis (Physalis alkekengi) hat eine Wirkung vergleichbar mit Guarana oder sehr starkem Kaffee. Wie ist eigentlich die Wirkung der Kartoffel-Frucht?(Frucht - oben; nicht die Knolle unten). Ist dies auch ein Hexenkraut? Und wie sieht es mit der Petunie aus? Ist sie auch gefährlich? B.M. Schuldes schreibt nichts über die Petunie, Rätsch erwähnt sie nur am Rande.

  • Tomaten - zumindest, wenn sie noch grün sind, enthalten auch ordentlich Solanin. Je nach Sorte gibts keine Wirkung, nur etwas Bauchweh oder schon eine heftige Vergiftung.
    Das Gleiche gilt für die kartoffelfrüchte, die ziemlich genau so aussehen wie kleine unreife Tomaten.
    Deshalb hatte die kartoffel auch nach ihrer Entdeckung nur einen platz im Ziergarten der Reichen.
    Da man zuerst die Früchte versucht hatte, die natürlich völlig ungenießbar sind, hielt man die gesamte Pflanze für giftig!


    Als Hexenkraut gilt die Kartoffel bei uns nicht, vermutlich, weil ihr die Tradition fehlt und die meisten "Hexen" ja gar nicht mit irgendwelchen Rauschmitteln experimentierten (höchstens zum zwecke der Schmerzerleichterung). Südamerikanische Schamanen verwenden Kartoffelfrüchte meines Wissens ebenfalls nicht - sie haben weitaus wirksamere und "berechenbarere" Pflanzen zur Verfügung,als die im Solaningehalt stark schwankenden Kartoffelfrüchte.


    Bei der zuordnung der Gurke zu den nachtschattengewächsen könnte dir ein fehler unterlaufen sein. meines Wissens gehören die Nachtschattengewächse mit ihren Verwandten in die ordnung Nachtschattenartige, die Gurke jedoch zur Ordnung Kürbisartige. Gurken und Kürbisse sowie melonen enthalten auch kein Solanin, wohl aber einen Bitterstoff, der ähnlich heftige Leibkrämpfe verursachen (und sogar zu tödlichen Vergiftungen führen) kann, wie das Solanin. Sollte ich mich hier irren, bitte ich die Rühlemänner und -frauen, mich zu korrigieren ;)


    Zu den Petunien kann ich nichts sagen, sie gehören zwar zu den Nachtschattengewächsen, eine besondere pharmakologische bedeutung ist mir aber nicht bekannt.


    Warum hast du den Tabank eigentlich nicht mit in die Auflistung genommen?
    Er ist sowohl ein Nachtschattengewächs als auch eine Schamanenpflanze! (Vermutlich nur der fehlenden europäischen Tradition wegen wurde er nie zu einer Hexenpflanze.)

    Alle sagten, es geht nicht. Und dann kam einer, der wusste das nicht - und hats einfach gemacht!


  • Bei der zuordnung der Gurke zu den nachtschattengewächsen könnte dir ein fehler unterlaufen sein. meines Wissens gehören die Nachtschattengewächse mit ihren Verwandten in die ordnung Nachtschattenartige, die Gurke jedoch zur Ordnung Kürbisartige. Gurken und Kürbisse sowie melonen enthalten auch kein Solanin, wohl aber einen Bitterstoff, der ähnlich heftige Leibkrämpfe verursachen (und sogar zu tödlichen Vergiftungen führen) kann, wie das Solanin. Sollte ich mich hier irren, bitte ich die Rühlemänner und -frauen, mich zu korrigieren ;)


    Sorry; da lag ich tatsächlich falsch. Ich kam nur zu dem Fehlschluß wegen der fünfblättrigen trichterförmigen Blüte.


    Warum hast du den Tabank eigentlich nicht mit in die Auflistung genommen?
    Er ist sowohl ein Nachtschattengewächs als auch eine Schamanenpflanze! (Vermutlich nur der fehlenden europäischen Tradition wegen wurde er nie zu einer Hexenpflanze.)


    Den Tabak ließ ich außen vor, da Nikotin nicht sympatolytisch, sondern sympathomimetisch ist. Nikotin ist quasi ein Gegengift zu Scopolamin. Man merkt dies daran, daß Nikotin einerseits schlecht schlafen läßt und andererseits (in rauhen Mengen natürlich) die Pupillen verengt.


    @all: Wer die Finger von Nachtschattengewächsen nicht lassen kann: Macht daraus keinen Tee! Eßt keine Stechapfelsamen oder Bilsenkrautsamen! Braut kein Bilsenbier! Geraucht wirkt Scopolamin - oder seine Zersetzungsprodukte - Stunden, ungeraucht 2-4 Tage ( 2-4 Tage: Das steht niemand durch und der Platz in der Klapse ist dann gewiß!). btw.: Stellt die wunderschöne Engelstrompete überall hin, nur nicht ins Schlafzimmer. Alleine die Anwesenheit der Pflanze (durch ihr Verströmen von Scopolamin im Schlafzimmer) sorgt für böse Alpträume. 8|

  • die familie der nachtschattengewächse ist groß, es gibt darin viele verschiedene giftpflanzen, mit mehreren unterschiedlichen giftigen alkaloiden, die unterschiedliche pharmakologische wirkungen haben. Physalis_alkekengi hat in seiner ursprünglichen aufzählung auch schon mehrere verschiedene chemische klassen durcheinandergeworfen: atropin bzw. hyoscyamin und scopolaminhaltige pflanzen einerseits, solaninhaltige pflanzen andererseits. über die inhaltsstoffe von petunie und physalis bin ich gänzlich uninformiert und wäre über aufklärung dankbar; ich gehe aber davon aus, dass sie eine ganz eigene phytochemie haben.


    erstere sind bekanntlich deliriant und werden deshalb weltweit als schamanenpflanzen eingesetzt.


    solaninhaltige pflanzen wie tomate und kartoffel werden nicht als schamanenpflanzen genutzt, weil solanin nicht psychoaktiv ist, sondern einfach nur giftig.


    ein weiteres nachtschattengewächs: der paprika und seine verwandten (gattung capsicum), enthält das alkaloid capsaicin, weder psychoaktiv noch wirklich giftig im eigentlichen sinne, aber bekantlich für die schärfe dieser früchte verantwortlich.

  • über die inhaltsstoffe von petunie und physalis bin ich gänzlich uninformiert und wäre über aufklärung dankbar; ich gehe aber davon aus, dass sie eine ganz eigene phytochemie haben.


    Bei der Petunie bin ich mir unsicher. Bei Physalis alkekengi ist Solanin und Physalin der Wirkstoff - also Verbindungen aus Glycosiden mit Steroiden - es ist also anabol. Einzig Physalis alkekengi unter allen Physalis-Arten hat in der roten Lampionhaut - und nur dort - wenig Scopolamin. Die Lampionhaut ist lt. Literatur (Quelle: E&R) rauchbar (bitte nicht essen und keinen Tee daraus machen).


    erstere sind bekanntlich deliriant und werden deshalb weltweit als schamanenpflanzen eingesetzt.


    Scopolamin hat aphrodisierende Wirkung. Hyoscyamin ist fiebertreibend. Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin sind dazu noch anticholinerg, d.h. die Haut wird rot, da man fast nicht mehr schwitzt, der Mund wird extrem trocken und man bekommt Verstopfung. Echte Hallus - und kein Fieberwahn - sind von Tropanalkaloiden nicht zu erwarten, da diese weder die Serotonin-Rezeptoren (wie LSA/LSD und DMT) noch die NMDA-Rezeptoren (wie DXM und PCP) beeinflussen. In der sog. "Alten Welt" gab es - außer in Sibirien - keine Schamanen. Schamanismus ist Hackbauernkultur (Pflugbauern und Viehzüchter brauchen zähmbare Weidetiere, die es in vorkolumbianischer Zeit außer in Peru (Lama und Alpaka) nicht gab). In der Hackbauernkultur (durch die geringen Erträge aufgrund des Nichtpflügens) gab es nur bescheidenen Wohlstand. Der Schamane hatte somit die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das Volk bei Laune zu halten. Im Mittelalter hatte die Geistlichkeit die Aufgabe, die soziale Schichtung aufrecht zu erhalten (Es gab eine Wohlstandsexplosion, da sich die Weidetiere schneller vermehrten als die Menschen). Schamanen und Hexen störten dabei und wurden gnadenlos verfolgt. Die verbliebenen "Hexen" - eigentlich Kräuterweiber - waren Heilpraktiker und versorgten die Badehäuser mit den sog. "Hexenkräutern", d.h. NSG's. Die Flugstorys sind urban legend und stammen von der Inquisition (wie die UL, daß Flugsalbe aus Tollkirschen und Kinderfett gemacht wurde). Somit sind Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenkraut und Alraune zwar Hexenkräuter, aber keine Schamanenpflanzen. Bewußtseinserweiterung suchst Du bei diesen Pflanzen vergeblich.



    ein weiteres nachtschattengewächs: der paprika und seine verwandten (gattung capsicum), enthält das alkaloid capsaicin, weder psychoaktiv noch wirklich giftig im eigentlichen sinne, aber bekantlich für die schärfe dieser früchte verantwortlich.


    Capsicain desinfiziert. Fleisch, das nicht mehr ganz frisch ist, ist durch scharfe Würzung noch genießbar.

  • Bei der Definition des Schamanismus möchte ich dir widersprechen.
    Der Schamane war keineswegs der Volksunterhalter der Hackbauern und sehr wohl gab es in der Alten Welt Hackbauern. Es gibt sie noch heute und der größte Teil der Afrikaner (Afrika gehört zweifelsfrei zur Alten Welt!) betreibt noch heute auf diese archaische und dennoch äußerst zweckmäßige Weise Ackerbau! Auch sind Lamas keineswegs zähmbarer als dies zB Schafe oder Ziegen sind. Und diese gab / gibt es überall in der Alten Welt.


    Nein, ein Schamane ist der Vermittler zwischen unserer und der transzendenten Wirklichkeit. Er hat dieselben Aufgaben wie ein Priester (dieses Wort kommt vom Lateinischen pontifex, heißt übersetzt "Brückenbauer" und bedeutet ebendies!) und bedient sich ähnlicher Mittel (Gesänge, Räucherungen mit Pflanzen, Tränke aus Pflanzen - Messwein! - und meditativer Techniken). Die vorchristlichen Priester der Germanen und Kelten, der Etrusker und Skythen, all der anderen bronzezeitlichen Kulturen des riesigen Gebietes, das einmal "das christliche Abendland" werden sollte, waren Schamanen.
    Man nennt sie nicht so, weil es diese Priester schon gab, bevor Europa das Wort Schamane gab. Und auch die "Medizinmänner" der Neuen Welt wurden lange nicht als Schamanen bezeichnet, weil das Wort ungebräuchlich war.


    Auch die Rolle der Kirche und "Hexen" ist nicht richtig beschrieben.
    Die Kirche hatte keineswegs die Aufgabe, die soziale Schichtung aufrecht zu erhalten! Wer hätte ihr diese Aufgabe geben sollen? Etwa Gott? Der Kaiser? Und wer übernahm diese Aufgabe in Zeiten, in denen die Geistlichkeit mächtiger war als weltliche Herrscher?
    Das Mittelalter war auch nicht das Zeitalter der Hexenverfolgungen! Die ganze Epoche hindurch wurden Hexen nicht systematisch verfolgt - allenfalls landete mal eine wegen Schadenszauber vor einem weltlichen Gericht. Es gab weder eine Definition, wer eine Hexe oder ein Hexer sei noch war es ein Straftatsbestand, hexen zu können. Dies geschah erst in der frühen Neuzeit, als die Macht der Kirche durch die Spaltung erheblich unter Druck geriet und jede der konfessionellen Gruppierungen strikte zu definieren, was rechter Glaube und was Ketzerei sei. Zudem gab es duch die Klimaverschlechterung der Kleinen Eiszeit erhebliche Ernteausfälle und dadurch Krankheit und Hunger, für die man Schuldige suchte.


    Deswegen fielen keineswegs ausschließlich Kräuterweiber und Hebammen der Hexerei zum Opfer (und vor allem nicht deshalb, weil sie die mittelalterliche Gesellschaftsordnung störten!), sondern auch zahlreiche begüterte Städterfamilien wurden als Hexenbrut mit Stumpf und Stiel ausgerottet und missliebige Personen unter Druck gesetzt und zum Schweigen gebracht. Der Astronom Johannes Kepler etwa musste seine Mutter mehrfach vom Vorwurf der Hexerei freikaufen, was ihn viel Zeit und Geld kostete und seine Forschungen häufig unterbrach. Seine Forschungen und Berechnungen über den Lauf der Sterne und eine daraus zu schließende Unmöglichkeit des bisher geglaubten geozentrischen Weltbildes störten die alte Ordnung (sowohl der geistlichen als auch der weltlichen Fürsten) viel mehr, als es irgendein Kräuterweib je gekonnt hätte!

    Alle sagten, es geht nicht. Und dann kam einer, der wusste das nicht - und hats einfach gemacht!

  • Bei der Definition des Schamanismus möchte ich dir widersprechen.
    Der Schamane war keineswegs der Volksunterhalter der Hackbauern und sehr wohl gab es in der Alten Welt Hackbauern. Es gibt sie noch heute und der größte Teil der Afrikaner (Afrika gehört zweifelsfrei zur Alten Welt!) betreibt noch heute auf diese archaische und dennoch äußerst zweckmäßige Weise Ackerbau! Auch sind Lamas keineswegs zähmbarer als dies zB Schafe oder Ziegen sind. Und diese gab / gibt es überall in der Alten Welt.


    Schafe und Ziegen gab es aber in der präcolumbianischen Neuen Welt nicht. Auch nicht in Sibirien. Auch bei Schafen und Ziegen kommt es zu dem Effekt, daß sich diese wesentlich schneller vermehren als die Menschen. Daher gab es die Wohlstandsexplosion nahezu überall - nur nicht in Amerika (außer Peru) und in Sibirien. In Sibirien gibt es bis heute bei den Samojeden - trotz Zivilisationseinbruchs durch intensive Gasförderung - Schamanen mit dem Amanita-Orakel (Amanita=Fliegenpilz).


    Nein, ein Schamane ist der Vermittler zwischen unserer und der transzendenten Wirklichkeit. Er hat dieselben Aufgaben wie ein Priester (dieses Wort kommt vom Lateinischen pontifex, heißt übersetzt "Brückenbauer" und bedeutet ebendies!) und bedient sich ähnlicher Mittel (Gesänge, Räucherungen mit Pflanzen, Tränke aus Pflanzen - Messwein! - und meditativer Techniken). Die vorchristlichen Priester der Germanen und Kelten, der Etrusker und Skythen, all der anderen bronzezeitlichen Kulturen des riesigen Gebietes, das einmal "das christliche Abendland" werden sollte, waren Schamanen.
    Man nennt sie nicht so, weil es diese Priester schon gab, bevor Europa das Wort Schamane gab. Und auch die "Medizinmänner" der Neuen Welt wurden lange nicht als Schamanen bezeichnet, weil das Wort ungebräuchlich war.


    Bei den Germanen wurde Zauberei als sog. Neidingswerk verfolgt. Der Neiding wurde aus dem Sippenverband verstoßen und war dann vogelfrei. Die Germanenpriester achteten sehr darauf, daß Ehe- und Erbrituale eingehalten wurden, damit das Kapital an Land und Vieh zusammengehalten wurde. Von den Kelten ist - mangels Schrifttradition - nur weniges aus Irland überliefert. Auch hier gab es eine Symbiose aus Clanführer (Chieftain) und Druiden.


    Auch die Rolle der Kirche und "Hexen" ist nicht richtig beschrieben.
    Die Kirche hatte keineswegs die Aufgabe, die soziale Schichtung aufrecht zu erhalten! Wer hätte ihr diese Aufgabe geben sollen? Etwa Gott? Der Kaiser? Und wer übernahm diese Aufgabe in Zeiten, in denen die Geistlichkeit mächtiger war als weltliche Herrscher?


    Nach der Kapitulation des letzten Kaisers Romulus gegenüber Allerich übertrug Allerich die Kaiserkrone dem Papst. Somit kam es zur Symbiose weltlicher und geistlicher Macht, die zweifelsfrei nicht immer harmonisch war.


    Das Mittelalter war auch nicht das Zeitalter der Hexenverfolgungen! Die ganze Epoche hindurch wurden Hexen nicht systematisch verfolgt - allenfalls landete mal eine wegen Schadenszauber vor einem weltlichen Gericht. Es gab weder eine Definition, wer eine Hexe oder ein Hexer sei noch war es ein Straftatsbestand, hexen zu können. Dies geschah erst in der frühen Neuzeit, als die Macht der Kirche durch die Spaltung erheblich unter Druck geriet und jede der konfessionellen Gruppierungen strikte zu definieren, was rechter Glaube und was Ketzerei sei. Zudem gab es duch die Klimaverschlechterung der Kleinen Eiszeit erhebliche Ernteausfälle und dadurch Krankheit und Hunger, für die man Schuldige suchte.


    Wahrsagerei war verboten. Ich glaube, bis gar nicht so langer Zeit. Neben der Versorgung des Volkes mit Trünken, die die Schamanen zuerst an sich ausprobiert haben, konnten Schamanen - aufgrund ihrer Bewußtseinserweiterung - zuverlässig wahrsagen. Bis heute ist Wahrsagerei, Glaskugeln, Handlesen und Kartenlegen Domäne einer Minderheit (Sinti, Roma, Jenische, Tinkers,...). Germanenpriester und Christenpriester durften und konnten dies nie. Somit können sie keine Schamanen sein.


    Deswegen fielen keineswegs ausschließlich Kräuterweiber und Hebammen der Hexerei zum Opfer (und vor allem nicht deshalb, weil sie die mittelalterliche Gesellschaftsordnung störten!), sondern auch zahlreiche begüterte Städterfamilien wurden als Hexenbrut mit Stumpf und Stiel ausgerottet und missliebige Personen unter Druck gesetzt und zum Schweigen gebracht. Der Astronom Johannes Kepler etwa musste seine Mutter mehrfach vom Vorwurf der Hexerei freikaufen, was ihn viel Zeit und Geld kostete und seine Forschungen häufig unterbrach. Seine Forschungen und Berechnungen über den Lauf der Sterne und eine daraus zu schließende Unmöglichkeit des bisher geglaubten geozentrischen Weltbildes störten die alte Ordnung (sowohl der geistlichen als auch der weltlichen Fürsten) viel mehr, als es irgendein Kräuterweib je gekonnt hätte!


    Das waren Auswüchse der Inquisition. Zu Anfang war es doch nur so: Geldverleih und Wahrsagerei war - von der hohen Geistlichkeit ausgehend - nur Randgruppen der Gesellschaft erlaubt. "Ehrbare Bürger", d.h. Menschen, die im Dorf und in der Stadt im regulären Viertel wohnen durften, durften so etwas nie. In der arabischen Welt war afaik nur Sklaven das Wahrsagen erlaubt. In einigen Staaten der USA ist bis heute die Wahrsagerei Straftatsbestand.


    btw.: In den dharmischen Religionen würde Wahrsagerei, d.h. der Blick in die Zukunft, das Konzept des Karmas ad absurdum führen.


    Wie es genau in Afrika aussieht, weiß ich nicht. Jedenfalls kann ich mir eine Schamanentradition nur bei Randvölkern - wie Tuareg, Pygmäen, Himba (Namibia) und Buschmännern (Botsuana) - vorstellen.

  • Hm, Schamanen als Volksunterhalter, bzw. jemand der das Volk bei Laune hält? Tut mir leid, aber damit kann ich nicht konform gehen.


    In den schamanistischen Gesellschaften sind die Schamanen die Vermittler beider Welten. Darüber hinaus kommunizieren mit der Pflanzen- und Tierwelt. Sie waren Ratgeber, Heiler, Priester alles in einem. Sie holten die Medizin, bereiteten sie zu, hielten Rituale ab, beeinflussten den Jagderfolg und und und.


    Meiner Meinung nach ist es daher etwas zu einfach von "Unterhaltung" zu sprechen. Für die Menschen in diesen Gesellschaften ist der Schamane "heilig". Die Menschen dort glauben an die Fähigkeiten und an die Medizin des Schamanen. Und bei einem Weltbild, das von Naturgeistern, Flüchen, Zauber (gut und böse) beeinflusst wird, möchte man meinen, dass diese Schamanen dort unabdingbar sind.
    Darüber hinaus gibt es noch immer Schamanen und ich denke nicht, dass sie verstehen könnten, was du mit "Volk bei Laune" halten meinst.


    Wie auch die Priester im Christentum. Die sind ja auch für die Menschen, die in die Kirche gehen kein Alleinunterhalter....oder der Dalai Lama für die Buddhisten kein Pausenclown.


    Sollte ich allerdings etwas in den falschen Hals bekommen habe, mögen mir die Geister vergeben :) :D


    Das ist jetzt kein Angriff - das ist nur meine Meinung - bitte nicht falsch verstehen, aber ich denke doch, dass man Sakrales nicht so abtun sollte.

  • Eine interessante Diskussion!

    Ein Samenkorn ist wie ein Geheimnis, das ich versuchen darf zu öffnen, und das sich, wenn ich es richtig behandle, wachsend vor mir entfaltet.

  • darf ich mal unterbrechen mit der schlichten Frage,
    ob an Paprika / Peperoni / Chili was giftig ist?
    grüne Teile?


    ich zitier ungefähr ausm Katalog 2011:
    (zu "Baumchili, rot")
    "die frischen, jungen Blätter haben ein ungewöhnliches Aroma: Rhabarberkompott!"
    (keine Aufforderung zum Verzehr, ich weiß)


    na? weiß jemand was?

  • Ich bezweifle, dass es DEN Schamanen gibt.


    So weit ich gelesen und gehört habe, gibt es in den allerverschiedensten Kulturen Schamanen, Hexen, Gsundbeter, Geistheiler usw., die ganz bescheiden sind, denen das Heilen das Wichtigste ist, die kein Geld verlangen, nur Spenden annehmen, die Zusammenhänge sehen und herstellen mit anderen Welten, die soziale Spannungen erkennen und lockern können, die vielleicht auch (ich glaube es schon, kann es aber nicht beweisen) über Kräfte und Einflüsse verfügen, die den meisten anderen Menschen unzugänglich sind.


    Und es gibt auch vielerorts Schamanen, Hexen usw., die viel Geld oder Ware verlangen, die auffälligen Hokuspokus machen, der die Teilnehmenden beeindrucken soll, denen es nicht so wichtig ist, ob Heilung geschieht, sondern die Geld und Macht lieben.


    Und es gibt ja gerade auch in Afrika tatsächlich (ethnologisch auch schon untersucht), Schamanen, die Schadzauber ausüben und sehr gefürchtet sind.


    Und es gibt Schamanen und Priester, die sich in den Dienst einer funktionierenden Gesellschaft stellen - sei es, dass sie wirklich das Gleichgewicht der Gesellschaft stabilisieren, sei es, dass sie den Mächtigen und Wohlhabenden dienen und damit ihre eigenen Schäflein gut ins Trockene bringen.


    Schamanen als Volksunterhalter - sicher unterhalten sie mit spektakulären Aktionen. Aber sind ihre Aktionen nicht deswegen unterhaltend, weil sie in den Kern unserer Existenz zielen, und weil sie Fragen aufwerfen, die unser Alltagsverstand nicht beantworten kann?


    Wer von diesen so unterschiedlichen Gestalten wirklich echt ist und wer nicht, wer selbst über Kräfte verfügt oder diese nur beim anderen über "Placeboeffekte" wirkungsvoll wecken kann, oder wer überhaupt nur blendet und abzockt - das glaube ich ist sehr schwer zu entscheiden.


    Und wo fangen Schamane/Hexe an? Müssen sie über Zaubersprüche und psychoaktive Hexenkräuter verfügen - oder ist auch die Mutter, die ein verletztes Kind streichelt und beruhigt auch schon ein klein wenig eine Gsundbeterin?


    Bei Schamanen gibt es die Vorstellung des Berufenseins. Das kann sich in Absonderlichkeiten wie z.B. epilleptischen Anfällen äußern. Das kann so weit gehen, dass ein Mensch, der sich als Schamane berufen fühlt, langsam sterben wird, wenn er nicht schamanisiert.


    Ob dies aber wirklich so ist (ich halte es für möglich), oder ob dies eine kulturell vermittelte Vorstellung ist, die dann auf die Psyche entsprechend wirkt - wer weiß es?


    Gerade weil sich der schamanische/hexerische Bereich in Ebenen bewegt, die jenseits naturwissenschaftlicher Forschung liegen, ist es schwierig, wirklich objektiv etwas auszusagen.


    Ganz deutlich jedoch ist die Angst der christlichen Kirche vor diesen Bereichen (Angst vor Machtverlust? oder noch tiefenpsychologischer begründbar, z.B. Angst der zölibatär lebenden Priester vor Erotik und Ekstase? oder tatsächliche schlechte Erfahrungen mit Schadzauber, die es ja durchaus gibt?). Hat diese Angst vielleicht sogar unser naturwissenschaftliches Weltbild mit geprägt und einseitig werden lassen? Viele Fragen...


    Offen lassende Grüße
    Juliane

    Ein Samenkorn ist wie ein Geheimnis, das ich versuchen darf zu öffnen, und das sich, wenn ich es richtig behandle, wachsend vor mir entfaltet.

  • Du hast das alles sehr schön ausgeführt, Ambra und ich kann deine Aussagen nur unterschreiben.


    Was die christlichen Kirchen angeht:
    Das Christentum - oder besser gesagt: die Religiosität, wie sie Jesus vorgelebt hat, ist eine Religion ohne Hokuspokus:
    Die Versicherung, dass wir alle unserer Sünden ledig werden können und deshalb das ewige Leben haben werden, das Abendmahl als einziger Ritus, der uns an dieses Versprechen erinnert - fertig.
    Kein Weihrauch, keine Rituale, keine Opferungen, keine prachtvollen Tempel, keine Priester in überreichen Gewändern.
    Jesus wirkte Wunder ganz ohne Hokuspokus. "Nimm dein Bett und geh!". Schlichter kann man ein Wunder kaum wirken.


    All das, was wir später an den christlichen Kirchen missbilligen sollen - Verfolgung und Tötung Anders- oder Nichtgläubiger, Einmischung in die Wissenschaften und die Gesetzgebung mit allen Mitteln, Anhäufung von Protz und Prunk und eine ausgesprochene Leibesfeindlichkeit - stammt nicht von Jesus und ist somit auch nicht christlich! Es sind Anklänge anderer, früherer Religionen und die Ausnutzung menschlicher Bedürfnisse nach - ja, nach Riten und Hokuspokus.
    Darf man Jesus unterstellen, nicht bedacht zu haben, dass Menschen Feiern, Feste und Rituale lieben und brauchen? Oder hat er keine neuen Riten eingeführt, weil er glaubte, dass die jüdischen Riten und Feste völlig ausreichend sein würden? Schließlich hatte er nicht wirklich vor, eine neue Religion zu gründen...
    Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die Nachfolger des sanften Mannes aus Nazareth - einem Juden!!! - wurden Jahrhunderte später zu den glühendsten und intolerantesten verfolgern von Juden und Reformatoren, die man sich denken kann...

    Alle sagten, es geht nicht. Und dann kam einer, der wusste das nicht - und hats einfach gemacht!

  • Ja, es stellt sich die Frage, was eigentlich christlich ist an den christlichen Kirchen, und was einfach sich aus religiösen Erwartungen der Gläubigen entwickelt hat, denen ein guter Teil der Priesterschaft nur zu gerne in Verbindung mit Autoritätszugewinn und einfachen Schwarz-Weiß-Schematas nachgekommen ist.


    Aber das Bedürfnis, nicht so einfach Greifbares in Riten erlebbarer zu machen und Erfahrungen im religiösen Bereich auch sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck zu verleihen, ist doch wahrscheinlich den meisten Menschen (auch mir) innewohnend. Wie kann ich Riten begehen, ohne mich einerseits selbst zu belügen und andererseits ohne oberflächlich und vielleicht dabei sogar lächerlich unglaubwürdig zu sein? Für mich eine Frage, die mich schon lange beschäftigt.


    Ich habe ein paar Formen für mich ganz privat gefunden. Aber es ist nicht so befriedigend, diese alleine zu vollziehen. Aber andererseits sitzt inzwischen mein Mißtrauen jeder Gruppierung gegenüber so tief, dass ich mir mit gemeinschaftlichen Riten einfach schwer tue, diese in vollem Ernst mitzuvollziehen. Da ist in meinem Hinterkopf inzwischen immer eine Kontrollinstanz, die aufpasst, dass ich mich nicht auf etwas einlasse, das ich eigentlich nicht bejahen kann. Das betrifft Christentum, Buddhismus und Schamanismus (mit denen ich mich mit allen beschäftigt und teils auch eingelassen habe) miteinander.


    Rühlemanns Abschied von Salvia divinorum (Video) ist für mich eines der wenigen, einfachen und überzeugenden Beispiele. Es ist kein perfektes Ritual, aber es wirkt sehr authentisch auf mich.

    Ein Samenkorn ist wie ein Geheimnis, das ich versuchen darf zu öffnen, und das sich, wenn ich es richtig behandle, wachsend vor mir entfaltet.

  • sehr schöne Diskussion
    ohne diese Hetze gegen Kirche und Gläubige
    (wie ichs sonst oft im Net erlebt hab)


    "Darf man Jesus unterstellen, nicht bedacht zu haben, dass Menschen Feiern, Feste..." usw (Morgan) :
    schad, ich hab die letzte Ausgabe der ev. ZeitSchrift "ECHT" * nicht mehr greifbar;
    darin wurde aufgezeigt, dass Jesus Feste und Feiern gut fand und wichtig...
    mit Angabe der entsprechenden TextStellen, natürlich.
    zja.




    * diese gute und bescheidene Zeitung ohne BekEhr-Geiz wird jetzt "eingespart". traurig.




    ich hoff weiterhin, dass jemand was weiß oder findet über
    die evtl. Giftigkeit der grünen ChilipflanzenTeile.......





    Grüßlein an alle.

  • Oh, bei meiner Habanero hängen noch 3 rote und eine grüne Schote.........
    Ich hatte sie draußen stehen und bei diesem kalten Sommerwetter ist sie nicht besonders schnell gewachsen. Erst, als ich sie rein holte, begann sie, Die Schoten richtig auszubilden.
    Ich ernte sie so nach und nach, aber selbnst die halbe Schote, gestern auf der Pizza, war fast zuviel....... :cursing: ....scharf..... :rolleyes:

    "None of this is real. This is all fantasy.It changes all the time, it´s black and white one day, it´s coloured the next. None of this is real." - Tom Petty

  • :)


    hab auch noch ne rote & ne grüne sibirische Haus"Paprika" (scharf),
    ungezählte grüne und rote MiniChilis und
    drei Bäumchen Criolla Sella, zwei von welchen keine Anstalten machen,
    aufzuhören zu blühen und zu fruchten (zZt 1 orange Frucht & ungezählte grüne)


    also was heißt schon Säsong.......


    noch brauchen wir net auf Blättern rumkauen