Wildes Purpur aus Eigenzucht

  • Im letzten Jahr standen auf meinem Balkon 2 Basilikum "Wildes Purpur". Während ich zunächst beide stets beschnitt um ihr buschiges Wachstum zu fördern, entschied ich mich irgendwann das nur bei einer Pflanze fortzuführen und die Blüten der anderen Pflanze einfach dauerhaft wachsen zu lassen um sie als Bienenweide zu verwenden. Schließlich hatten wir stets viele Bienen zu Besuch und diese flogen immer traurig davon, wenn sie nach dem Schnitt keine Blüten finden konnten. Und mit einer Pflanze konnte ich sowieso stets mehr als genug ernten.

    (Das Blattwunder)

    (Die Bienenweide)


    Während ich über die Zeit weit über 100 Blütenstängel der anderen Pflanze erntete, bekam ich niemals auch nur einen einzigen Samen zu Gesicht. Entsprechend der Aussage "Nur stecklingsvermehrbar" in der Pflanzenbeschreibung erwartete ich nun auch keinen mehr.
    Als die Zeiten dann aber kälter wurden und es Zeit zur letzten Ernte wurde, schnitt ich auch von meiner Bienenweide die Blüten.

    Und so wurde ich außerordentlich überrascht, als dort tatsächlich 8 kleine, schwarze Samen herauskullerten.
    Ich erwartete nicht unbedingt viel von ihnen, schließlich bestand immernoch die Chance, dass die Pflanze hin und wieder Samen bildet, diese aber nicht keimfähig sind.


    So wartete ich bis zum Januar dieses Jahres. Da ich zur gleichen Zeit noch andere Basilikumsorten pflanzen wollte, setzte ich einfach 3 der Wildes Purpur-Samen mit in mein Minigewächshaus.
    Und..tatsächlich dauerte es nicht viel länger als die anderen Sorten, da war doch tatsächlich einer der drei Samen gekeimt und ein kleines Pflänzchen begann sich zu zeigen.

    Und wie sie sich zeigte! Sehr schnell spross sie regelrecht wie eine Bohnenranke in die Höhe, sodass ich sie schon bald stützen musste. Ebenso fragil wirkte sie aber und so verlor sie bald schon die ersten kleinen Blätter und sah auch nicht besonders gesund aus.


    Als das Wetter dann besser wurde und die Sprösslinge zu groß für das Gewächshaus wurden, topfte ich die Pflanze um. Sie wuchs sehr schief und krumm und machte nicht viel her. Es dauerte auch nicht lange, bis sich ihre Blätter teilweise gelb färbten und nur noch der Kopf übrig blieb. Nach einem erneuten Umtopfen zu späterem Zeitpunkt und einer besseren Stütze, schien sich die Pflanze dann aber doch wieder zu fangen.



    Mittlerweile sieht die Pflanze nun doch tatsälchlich recht ordentlich aus. Es haben sich entlang des Stammes viele neue Triebe gebildet und diese haben auch begonnen zu wachsen. Noch hat die Pflanze ein paar Probleme sich selbst zu halten, doch ich blicke dem positiv entgegen, dass sie bald eine gute Wuchsform ausbildet.



    Was natürlich bisher auffällt, ist dass die Pflanze noch keinerlei rote oder violette Farbtöne ausgebildet hat. Auch die Blattform entspricht nicht ganz dem typischen Wilden Purpur. So sind die Blätter deutlich spitzer und der breiteste Punkt befindet sich mittiger des Blattes. Der Geruch allerdings lässt sich kaum unterscheiden. Ich fühle mich allerdings auch an das Wilde Basilikum (Sri-Tulsi) erinnert, aber dabei handelt es sich ja tatsächlich auch um die Mutterpflanze des Rühlemann'schen Originals.


    Vielleicht (!) haben hier die Bienen aber auch für eine neue Kreuzung gesorgt. Schließlich befanden sich auf dem Balkon noch weitaus mehr Basilikumsorten, von denen einige auch gelegentlich Blüten trugen und die natürlich ebenso besucht wurden. Vielleicht ist eine Kreuzung der Gene ja sogar der einzige Grund warum mein Wildes Purpur überhaupt Samen gebildet hat? Ich weiß es nicht, bin aber außerordentlich gespannt darauf was sich aus der Pflanze noch im Laufe des Jahres entwickeln wird. Ich werde euch natürlich mit weiteren Fotos auf dem Laufenden halten :thumbup:

  • Das hat was mit Vererbung zu tun, das dein Sämling nicht die "richtige" Farbe hat.
    Der Purpurfarbene ist offensichtlich eine Kreuzung, wesshalb man ihn auch nur durch Stecklinge vermehren kann wenn man wieder eine purpurfarbene Pflanze erhalten will.
    Bei Sämlingsvermehrung schlägt immer wieder das "Erbe" der Vorfahren durch.

    "None of this is real. This is all fantasy.It changes all the time, it´s black and white one day, it´s coloured the next. None of this is real." - Tom Petty

  • Da stellen sich mir allerdings noch einige Fragen.. ?(



    Beim Wilden Purpur handelt es sich ja um eine Kreuzung aus Wildem Basilikum (Ocimum canum) als Mutterpflanze und Neuguinea-Basilikum (Ocimum species).


    (((STOP! Während ich das schrieb, fiel es mir erst auf. Wieso wird eine Kreuzung aus canum und species überhaupt "Ocimum canum x basilicum" genannt?)))


    Sollte ich nun also diese Kreuzung selbst vornehmen, wie das bei Rühlemann's der Fall war...so würde ich auch nicht bei jedem Samen ein Wildes Purpur erhalten. Sehe ich das richtig? Es könnten die verschiedensten Variationen herauskommen, da sich die DNA willkürlich zusammensetzt und ich müsste zunächst selektieren um ein Wildes Purpur dabeizuhaben. Dennoch würde es sich bei jeder Pflanze um die selbe Klassifizierung handeln, d.h. Ocimum canum x basilicum. Nur eben mit anderen Merkmalen.


    Die Abweichungen meiner Nachzucht von Samen die ich dem Wilden Purpur entnommen habe, sind die ebenso zu erklären? Oder würde jeder meiner Samen zu der gleichen Art von Pflanze führen? (Vorrausgesetzt es hat sich kein weiteres Basilikum hier untergemischt) Besteht die Möglichkeit, dass einer dieser Samen eine violette Pflanze mit anderer Blattform enthält? Kann es nicht noch passieren, dass meine Pflanze nachträglich noch seine purpurne Farbe ausbildet?
    Zumindest solange wir in diesem Fall davon ausgehen, dass Wildes Purpur mit Wildem Purpur bestäubt wurde, schlägt dann die Willkür tatsächlich auch zu? Wie ist das mit Basilikum? Ich war bisher davon ausgegangen, dass einige unserer alteingesessenen Sorten auch eventuell durch Kreuzungen vor vielen vielen vielen Jahren entstanden sind. Ist das nicht der Fall? Haben sich die unzähligen Variationen tatsächlich nur durch evolutionäre Anpassung an ihre neuen Verbreitungsgebiete gebildet? Oder sind de facto einfach nur manche Basilikumkreuzungen in Verbindung mit Anpassung, Ausbreitung und Beständigkeit in einem Gebiet in der Lage dazu gleiche Nachkommen zu erhalten?


    Oder handelt es sich deshalb bei der Kreuzung Wildes Purpur sozusagen um einen Zwischenschritt und jeder gebildete Samen würde zur gleichen Pflanze führen, die nun bei mir wächst?


    Oder ist das ganze tatsächlich anders abgelaufen? Denn in unmittelbarer Nähe zu meinem Wilden Purpur stand tatsächlich auch ein Wildes Basilikum. Kann sich Wildes Purpur vielleicht überhaupt nicht selbst oder seine Klone bestäuben? Muss, um Samen zu entwickeln sich ein anderes Basilikum einmischen? Oder darf dies gar nur Mutter- oder Vater der Kreuzung sein?


    Viele Fragen die sich wahrscheinlich nur im Labor klären lassen ?( Oder gibt es da eindeutig festgelegte und bereits bewiesene Regeln, die einige meiner Vermutungen definitiv ausschließen?

  • Vererbungslehre ist sehr komplex und ganz genau habe ich sie auch noch nicht verstanden.


    Wie genau es jetzt beim Basilikum abläuft, kann ich nicht sagen, vielleicht liest das hier ja einer der Rühlemänner und schreibt was dazu, oder ein anderer User hat sehr gute Ahnung von Vererbungslehre bei Basilikum.


    Ich weiß nur, das der Nachkomme von einer Kreuzung immer die Gene von beiden Elternteilen in sich trägt, was bei der Weiterzüchtung dann aber dabei rauskommt, hängt wieder davon ab, welche Gene dominant vererbt werden.

    "None of this is real. This is all fantasy.It changes all the time, it´s black and white one day, it´s coloured the next. None of this is real." - Tom Petty


  • Hier habe ich einmal den Direktvergleich der beteiligten Pflanzen. Die Blattform der Nachzucht kommt tatsächlich dem Wilden Purpur näher, wenn auch noch spitzer. Das restliche Erscheinungsbild ähnelt allerdings sehr stark dem Wilden Basilikum.


    Die Pflanze hat nun begonnen in die Blüte überzugehen. Mal sehen, mit welcher Farbe es uns dann überrascht?


  • Interessant

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