johanniskrautpräparate - neue Rechtslage

  • Zum Thema einen Artikel aus der Pharmazeutischen Zeitung:


    http://www.pharmazeutische-zei…404&no_cache=1&sword_list[0]=johanniskraut


    Interessant dabei ist, dass man als Apotheker weder diagnostizieren noch therapieren darf..., als wenn wir das nicht jeden Tag täten...


    Ich kann nur hoffen, dass alle Kollegen sich der Verantwortung speziell bei diesem Thema bewusst sind. Mir ist klar, dass die Beratungsqualität leider sehr unterschiedlich ist.
    Vielleicht ist es aber auch eine Chance für die Patienten/Kunden, die evtl. wegen einer "Verstimmung" (?) nicht zum Arzt gehen wollen oder denen dazu der Antrieb fehlt. Wichtig ist es, die Compliance zu fördern, also die Patienten zur Mitarbeit bei einer Therapie zu bewegen.


    Dass Johanniskraut auf "den Index" soll, kann ich mir nicht vorstellen, die Industrie wird das sicher zu verhindern wissen. Die Verschreibungspflicht ist für die Pharmahersteller ja nun ein zusätzliches Bonbon, denn im Rahmen der aktuellen "Kräutermedizinwelle" ist es doch fantastisch, dass die Krankenkassen Johanniskrautpräparate erstatten. Der Umsatz wird steigen.
    Die Macht der Pharmaindustrie ist nicht zu unterschätzen.


    Letztendlich sehe ich speziell das Thema "Johanniskraut" eher positiv, denn nun besteht die Möglichkeit, dass Patienten die relativ teuren, hoch dosierten Präparate auf Rezept bekommen können und somit in der Regel "nur" die Zuzahlung leisten müssen.
    Außerdem, liebe Kolleginnen ind Kollegen (falls Ihr das hier lesen solltet), ist es eine Chance für die Apotheken, Beratungsqualität zu zeigen! Unnötig hätten das einige Apotheken sicher nicht!

    Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Goethe)

  • Zitat von "Mila"

    oups :oops:


    sorry!!!


    Biste auch vom Fach?


    Nö, wie gesagt, das hab ich in nem anderen Forum gelesen, das hat da jemand gepostet, und da hier Johanniskraut und Depressionen immer wieder Thema sind, dachte ich, es wär heir ganz gut aufgehoben.
    Grüße

    Dumme rennen,
    Kluge warten,
    Weise gehen in den Garten!

  • Zitat von "Sabine/Kundryn"

    ich frage jetzt unseren Arzt und keinen Apotheker.


    was ist denn jetzt los?

    Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Goethe)

  • Zitat

    Was verstehst Du unter "Symptommedizin"? Wenn ein Serotonin- oder Noradrenalinmangel vorherrscht, ist das ein Symptom oder eine Ursache?
    Welche Ursache liegt denn so klar auf der Hand?


    Im Falle der SAD liegt die Ursache auf der Hand - es ist der Lichtmangel, der den Neurotransmitterhaushalt verändert, so dass es zur Ausformung einer depressiven Symptomatik kommt. Dies meine ich mit Symptommedizin, also der Verschreibung von SSRI und Co, die lediglich auf Ebene von Serotonin und Neurotransmittern eingreifen. Ich spreche hier NICHT von allen depressiven Erkrankungen (bei deren tatsächlich die Genese nicht immer so eindeutig ist wie bei der SAD), sondern bezog mich lediglich auf durch Lichtmangel verursachte Depressionen.


    Das mit der Non-Responder-Rate vom 40 - 60 % interessiert mich näher - ich würde mich über eine Quellenangabe sehr freuen, insb. zu näheren Angaben über die Stichprobe - bezieht sich das auf n. n. b. depressive Erkrankte oder auf welche mit einer diagnostizierten SAD, in welcher Form/Dosierung wurde die Medikation verabreicht, mit welchem Messinstrument bzw. welcher "Fragensammlung" :? wurden die Daten erfasst, ....?


    Betula

  • Also die Frage ist ja nun, ist der Lichtmangel die Ursache des Symptoms "Neurotransmitterungleichgewicht", oder ist dieses Ungleichgewicht die Ursache für die Symptome bei Depressionen? (Wobei SAD zu den Depressionen gehört.)


    Ich will mich ja auch nicht hier rumzanken!


    Meine Angabe zur Responder-Rate stammt aus diversen Büchern zur Phytotherapie und aus den immer wieder in der "Zeitschrift für Phytotherapie" veröffentlicheten Studien.
    Ich betreibe selbst keine Studien und werte keine Analysen aus, so dass ich mich mit Primärliteratur weniger beschäftige, leider habe ich dazu zu wenig Zeit.
    Interessant fand ich zum Beispiel auch einen Artikel in o.g. Zeitschrift 2007; 28: 234-244 in dem beschrieben wird, wie mit Hilfe der Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie gezeigt werden kann, dass Hyperforin und Hyperosid an der Postsynapse angreifen und so zu einer Down-Regulation von Beta-Adrenozeptoren führen (Literatur: Biochemistry 2007...)


    Zu der (Non-) Responderrate habe ich aber eben noch gegoogelt (aber nicht ALLES gelesen):


    http://aerzteblatt.lnsdata.de/pdf/105/45/m782.pdf


    http://www.tellmed.ch/include_…eviewdoc.php?file_id=2063


    http://www.diss.fu-berlin.de/d…5A8ACC0E4FAFB09D5A?hosts=


    http://www.phytotherapie-komit…ng/kfn_hyperic_281206.pdf


    Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt: ich bin ein großer Verfechter der Phytotherapie und beschäftige mich viel mit Heilpflanzen.


    Also: Diskussion gerne, bin aber ab Samstag zwei Wochen nicht online.


    Betula, mir fiel auf, dass Du Deinen letzten Beitrag nochmal "erweitert" hast. Falls Du Dich zu sehr angegriffen fühltest, möchte ich mich hiermit entschuldigen, das war nicht so gemeint. Letztendlich wollen wir doch alle lernen bzw. Wissen gerne weitervermitteln.


    Grüße von Mila

    Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Goethe)

  • @ Sabine/Kundryn:


    jeder sollte sich von demjenigen beraten lassen, dem er vertraut!


    Ob ärztlicher oder pharmazeutischer Rat eingeholt wird, muss jeder selbst entscheiden. Wenn Du einen Arzt Deines Vertrauens hast, ist das beneidenswert. Ich habe das Vertrauen zu Ärzten, aber auch zu Kollegen, aus mehreren Gründen verloren.


    Aber ich bin sicher, irgendwo gibt es sie: die "Guten"...

    Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Goethe)

  • @ mila: Danke für die Links, ich werde mir insb. die letzte Darstellung genauer ansehen.
    Um Zahlen aus einer Studie/aus Studien, vor allem wenn es sich um einen so großen Range (40 - 60%!) handelt, genauer bewerten zu können, müsste ich aber die Studien genauer kennen. Ich habe den Verdacht, dass es sich bei diesen Zahlen um Non-Responder-Raten handelt, welche sich auf verschiedene depressive Erkrankungen bezieht, denn wie Du ja schon geschrieben hast, ist Depression nicht gleich Depression, und für die Ätiologie existieren unterschiedlichste Ansätze. Auch die Dosierung kann ganz schnell große Unterschiede machen, ebenso die Messinstrumente zur Erfassung der depressiven Symptomatik.


    Ich fühle mich nicht angegriffen durch dein Nachhaken, mila. Gestatte aber bitte die Nachfrage, inwiefern das Pharmaziestudium das Rüstzeug zum Diagnostizieren und Therapieren psychischer Erkrankungen vermittelt (da Du diese Tätigkeit in einem vorherigen Beitrag als Bestandteil der pharmazeutischen Berufspraxis angesprochen hast)?


    Betula

  • Hallo Betula,


    ich schrieb, dass ApothekerInnen weder diagnostizieren noch therapieren dürfen. Wir lernen sehr viel Physiologie, Pharmakologie und Toxikologie im Studium, Wirkmechanismen, die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik der Stoffe werden unetersucht. Wir werden geschult in der Thematik: "wann zum Arzt?". Dieses Abgrenzen ist auch sehr wichtig. Wir müssen z.B. auch Missbräuche und Abhängigkeiten erkennen können.
    Das Diagnostiziren von psychischen Erkrankungen ist nicht unsere Sache, das habe ich auch nie behauptet. Aber als erste Anlaufstelle sind wir trotzdem geeignet, denke ich (ich schrieb auch schon, warum).


    Vielleicht verrätst Du uns, inwiefern Du Dich mit der Thematik (beruflich) beschäftigst?

    Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Goethe)

  • Ich muss nochmal präzisieren: Diagnostizieren ist auch zu "stark" ausgedrückt, das bezieht sich auf die üblichen, häufigen Themen in der Selbstmedikation. Da denke ich, dass wir eben auch therapieren in dem Sinne, dass wir Arzneimittel oder Empfehlungen ("Tipps") anbieten, die die Symptome lindern oder vielleicht sogar die Ursache beseitigen.
    Es klang vielleicht so, als wenn ich ärztliche Diagnostik und Therapie als überflüssig empfinde, Himmel nein!!! Ich hätte auch nicht selber meinen Unterschenkelbruch geplattet oder meine Gallensteine entfernt :?


    Also wir müssen schon mehr differenzieren...


    Übrigens gibt es die Trennung des Arzt- und Apothekerberufes seit 1241 durch Kaiser Friedrich II.


    Okay jetzt?

    Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Goethe)


  • entschuldige bitte, ich kam blöd rüber, so war es nicht gemeint, und Du persönlich gewiss nicht!

    "Einmal Waldi, immer Waldi"?!