Beinwell& Comfrey

  • Hallo, ich habe einen recht üppigen Bestand aus Symphytum peregrinum in meinem Garten wo ich sie hauptsächlich als Unkrautsperre zwischen Beeten und der Wiese gepflanzt habe. Die Sorte wurde vor ca. 16 Jahren als Russischer Comfrey gekauft. Wir haben sie damals in unserem Permakulturprojekt u.a.als Futterpflanze zur Aufzucht unserer Hühnerküken verwendet. Die Pflanzen sind etwas größer als gewöhnlicher Beinwell, vielleicht etwas feiner behaart. Die Farbe der Blätter tendiert zu einem helleren Grün. Blattlänge 40-50cm.
    Ich habe diese Art gelegentlich als Gemüse gegessen und mache regelmäßig Tinkturen aus dem Wurzelstock. Angeblich wirkt der S. peregrinum durch den enthaltenen Wirkstoff Allantoin genauso zellteilungsfördernd wie S. officinalis. Was aber fehlen soll, ist die narkotische Komponente des heimischen Beinwell. Im Katalog wird auch ein Russischer Comfrey unter dem Namen S. X uplandicum geführt. Er soll auch als Futterpflanze gut sein. Bei Recherchen im Internet stieß ich auf den Wirkstoff Symphytoglossin, der dem S. peregrinum fehlen soll. Um diesen Wirkstoff dreht sich meine Frage. Ist er dafür verantwortlich, daß man den normalen Beinwell nicht innerlich einnehmen soll wegen der angeblichen Krebsgefahr? Wirkt er narkotisch?
    Liebe Grüße Ragnar

    Wenn Du´s eilig hast mach einen Umweg.. Laotse

  • Also, der Krebs auslösende Stoff ist ein Pyrrolizidinalkaloid, das allen Rauhblattgewächsen zu eigen ist 8alle pflanzen also, die mit dem borretsch verwandt sind, auch die osterluzei gehört dazu). Manche Pflanzen enthalten viel davon (Osterluzei), andere eher wenig (Borretsch), so dass man sie nach wie vor essen darf. Wie es sich beim Pyrrolizidingehalt des S. peregrinum verhält, weiß ich leider auch nicht.
    dass beinwell narkotisch wirken soll, ist mir neu. Aber ich weiß ja auch net alles... ;) Comfrey ist sicherlich harmlos in dieser hinsicht. Leider konnte ich auch nicht in Erfahrung bringen, ob es sich beim Symphytoglossin um ein Pyrrolizidinalkaloid handelt. Aber wie es scheint, ist ersteres wohl eher ein Eiweiß und kein Alkaloid. Nix Genaues weiß man nicht...

    Alle sagten, es geht nicht. Und dann kam einer, der wusste das nicht - und hats einfach gemacht!

  • Also ich finde in der Literatur nichts über eine narkotische Komponente bei Symphytum officinale.


    Symphytoglossin gehört zu den Alkaloiden, ich finde den Begriff aber nicht in meinen Fachbüchern (und ich habe eine Menge!), vermute aber, dass sie zu den Pyrrolizidinalkaloide (PA) gehören. Diese sind für die lebertoxische und kanzerogene Wirkung verantwortlich:
    PA werden im Körper (Leber) zu toxischen Substanzen umgebaut und "heften" sich dann an Eiweiße, DNS und RNS. Es kommt u.a. zu einer "Lebervenenverschlusskrankheit" => Lebervergrößerung, Milzvergrößerung, Bauchwassersucht, Blutungen der Speiseröhre.
    Die äußerliche Anwendung ist bei intakter Haut vertretbar, die Tagesdosis von 100 Mikrogramm PA darf nicht überschritten werden. Die Anwendung sollte 4 Wochen nicht überschreiten. Von innerlicher Anwendung ist abzuraten, insbesondere bei Schwangerschaft und Stillzeit.


    VG Mila

    Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Goethe)

  • Hallo, Mila,
    Auch, wenn Du es nicht so genau sagen kannst, so bestätigt es doch meine Vermutung, dass ich meinen Comfrey schadlos auch in größeren Mengen als Gemüse essen darf ohne mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen.
    Ich habe mir nochmals meine Kräuterbücher vorgenommen, bin aber leider nicht fündig geworden, wo ich die Info mit den narkotischen Stoffen des S.officinalis gelesen habe. Könnte ein Wildkräuterkochbuch gewesen sein, vielleicht das Feld-Wald und Wiesenkochbuch, das grad mal wieder unauffindbar bleibt, schätze, ich hab´s verliehen. In Kölbl´s Kräuterfiebel werden warme Auflagen als schmerzstillend bei Rheumatischen Beschwerden empfohlen. Ebenso aber auch, genau wie bei der guten Maria Treben innerliche Anwendungen beschrieben. Die ganze Diskussion mit den PA ist ja auch erst seit wenigen Jahren aktuell und in meinen Augen zumindest, was Den Huflattich angeht, recht fragwürdig.
    Na denn, vielen Dank für die Recherche,
    Ragnar

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  • Ich stieß beim Nachlesen stets auf eine Unterscheidung zwischen Symphyto-Cynoglossin als Alkaloid und den PAs. Insofern dürfte sich Comfrey eher nicht der PA-Freiheit preisen lassen.
    Dafür gab eine Quelle dieses SC als leicht betäubendes (und schmerzstillendes) Alkaloid an. Theoretisch könnte es also wirklich mit der Wirkung zu tun haben, die du als "narkotisch" empfindest - auch, wenn man bedenkt, daß sehr viele Alkaloide Einfluß auf das Nervensystem nehmen. Leider findet sich nirgends ein Hinweis auf die Zusammensetzung oder Strukturformel, dann ließe es sich ggf. genauer einteilen.

  • Hallo, Naxa
    Danke für Deine Info,
    Ich bin auch gerade am studieren, mal ein neueres Werk von 2006
    Hier steht geschrieben, dass sich die PAs hauptsächlich in der Wurzel befinden und das Blatt unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden dürfen. Im Gegensatz zu früheren Werken wird aber betont, dass Beinwellzubereitungen nicht auf offene Wunden und Abschürfungen aufgebracht werden dürfen. Bisher habe ich schon ab und an auch mal meine Tinktur oder frische Wurzelzubereitung für Wunden verwendet. Der Schleim wirkt angenehm kühlend.
    Jetzt warte ich lieber, bis die Wunde oberflächlich zugewachsen ist und nehme bis dahin bevorzugt Spitzwegerich. Der ist antiseptisch, erweichend, schmerzlindernd. Er reinigt die Wunde und heilt sie von unten her. So kann es nicht so leicht passieren, dass sich die Wunde zu schnell schließt und noch Verunreinigungen eingeschlossen bleiben wie es beim Beinwell passieren kann. Da russischer Comfrey als Viehfutter angepriesen wird kann ich mir kaum vorstellen, dass er allzu gesundheitsschädlich sein kann. Wobei die Verträglichkeit mancher Kräuter durchaus bei Mensch und Tier variiert.
    Liebe Grüße Ragnar

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