So, nu klinke ich mich doch mal ein.
Ein wenig provokant wird es sicher klingen und "ketzerisch", wie es nun mal meine Art ist (und vermutlich die aller "Querdenker"). Und ich entschuldige mich schon prophylaktisch bei allen Zehen, Schlipsen, Schleppen und sonstigen Gegenständen und Körperteilen, auf die sich einer getreten fühlen mag.
Wenn Menschen glauben, sie könnten sich über die Natur erheben, diese für ihre Zwecke nutzen, ge- und missbrauchen, wie immer es ihnen beliebt; wenn sie denken, sie könnten sämtliche Mitgeschöpfe - gleich ob menschlich, tierisch (wo ist da der Unterschied?) oder pflanzlich, belebt oder unbelebt willkürlich in "mag ich und schütze ich", "brauche ich nur und schone sie meinen Zwecken entsprechend" und "mag ich nicht, kenne ich nicht und zerstöre ich deshalb" einteilen, wenn sie in den Gedärmen der Mutter Erde herumwühlen und sämtliche Ressourcen um ihres eigenen kurzsichtigen Vorteils Willen nutzen, zerstören oder horten, dann ist das eine mir unerträgliche Überheblichkeit und Chauvinismus der übelsten Sorte!
Wenn aber Menschen glauben, sie wüssten, wie die Natur geregelt ist und alle anderen Menschen müssten ihnen nur nachfolgen und es ihnen gleich tun um die Welt zu retten - egal, wie edel und gut ihre Ziele und Absichten vordergründig sein mögen - dann ist dies nicht weniger große Überheblichkeit!
In beiden Fällen begreift sich der Mensch als "Krone der Schöpfung".
Er stellt sich über alle anderen Mitgeschöpfe und nimmt für sich in Anspruch, eine Welt ordnen zu dürfen und zu können, die letztlich nur durch sein Eingreifen in Unordnung geraten ist.
Wir dürfen nicht vergessen - egal, wie wir uns ernähren, womit wir unser Geld verdienen, wie wir unsere Beziehungen zur Welt gestalten oder woran wir glauben - dass ALLES, was wir tun, einen enormen Einfluss auf uns, unsere Mitgeschöpfe, die Nautur, ja die ganze Welt hat! Und ich wage mal zu behaupten, dass die wenigsten Menschen sich dieses Einflusses bewusst sind und selbst WENN sie wissen, DASS sie einen Einfluss haben, wissen sie noch lange nicht, wie dieser Einfluss beschaffen ist und sich langfristig auswirkt!
Nicht nur die Fleischfresser beeinflussen ihre Welt negativ, auch Vegetarier und Veganer! Um es mit einem bayrischen Satiriker zu sagen:"Aussterben tät so manches liebe Vieh, weil kein Mensch es mehr frisst!"
Bienen sind extrem wichtig, um die Pflanzen unserer Kulturlandschaften zu bestäuben. Wie wichtig, wurde uns allen vor einiger Zeit schmerzlich vor Augen geführt, als ein durch die Verroa-Milbe ausgelöstes Bienensterben dazu führte, dass zahllose Obstbäume unbefruchtet blieben und es tatsächlich zu spürbaren Ernteeinbußen kam. Wozu aber sollte sich jemand Mühe machen, Bienen zu züchten, wenn man keinen Honig will? Dass es auch bei der Bienenzucht Formen der Tierausbeutung gibt und es uns deshalb nicht egal sein darf, woher unser Honig kommt, bleibt davon völlig unbenommen!
Säugetiere, zu denen auch der Mensch gehört, ernähren sich in der ersten Zeit ihres Lebens weder vegetarisch noch vegan - sie trinken MILCH! In manchen Kulturen, deren Angehörige Milch gut vertragen, werden Kinder nicht nur als Säuglinge, sondern viele Jahre lang gestillt, auch wenn sie schon längst in der Lage sind, andere Nahrung zu verdauen. Dies trifft vor allem auf solche Völkerschaften zu, die sich der Not gehorchend überwiegend vegetarisch ernähren und ihren Proteinbedarf nur gelegentlich durch den Verzehr von Insekten etc. ergänzen können. Bei Mensch wie Tier ist es üblich, dass Kinder, die von ihren Müttern nicht (ausreichend) gestillt werden können, bei anderen Müttern säugen dürfen. Selbst artfremde Tiere (und auch Menschen) werden auf diese Weise gelegentlich ins Rudel "adoptiert". Warum sollte der Mensch dann nicht auch Milch trinken, solange sie ihm bekommt? Auch hier ist wieder die Frage zu klären, inwieweit man seine "Milchspenderin" zu diesem Zweck ausbeuten darf! Wenn man Turbokühe züchtet, die in ihrer Gesamtheit erheblich mehr Milch produzieren als verbraucht werden kann und dies mit einem qualvollen Dasein bezahlen, ist dies nicht nur unmoralisch, sondern auch ökonomisch im höchsten Maße unvernünftig weil nicht ressourcenschonend! (nur am Rande möchte ich anmerken, dass auch menschliche Ammen zu früheren Zeiten extrem, bis um den Preis des Todes ihres eigenen Kindes, ausgebeutet wurden!).
Dass der Mensch Eiweiß braucht, ist unbestritten. Das am besten verwertbare, hochwertigste Eiweiß stammt aus Fleisch. Aber auch Eier, Milchprodukte und bestimmte Pflanzen sind als Proteinspender geeignet. Im Allgemeinen genügt es, sich 2-3 Mal die Woche eine kleine Portion Fleisch oder Fisch zu genehmigen und den Rest mit Milchprodukten, Eiern und Pflanzen abzudecken.
Unbestritten ist nämlich auch, dass wir alle eher zu viel als zu wenig Eiweiß aufnehmen - nicht zuletzt durch unverschämt große Fleischportionen, die mehr schaden als nutzen.
Würde man sich so ernähren, käme man auch wieder wie zu vorindustriellen Zeiten mit einer Wutz und ein paar Hühnern im Jahr aus, um die ganze Familie gesund zu ernähren - Massentierhaltung adé! Schließlich besteht ein Schwein nicht nur aus Schnitzel und Kotelett.
Der Versuch der Veganer, ihren Eiweißbedarf ausschließlich über Pflanzennahrung zu decken, mag vordergründig ein edler und moralischer Weg sein, Tierleid zu verhindern.
Wenn wir uns aber vor Augen halten, dass die wichtigste Eiweißquelle der strengen Vegetarier und Veganer die Sojabohne ist und wenn wir nachschauen, wo und wie diese produziert wird, dann sieht die Geschichte schon anders aus!
Für riesige Sojaplantagen wird kostbarer Regenwald gerodet - mitsamt allem, was darin kreucht und fleucht. Kleine Bauern werden enteignet, damit sie für einen buchstäblichen Hungerlohn auf den Sojaplantagen der Konzerne schuften. Ihre Kultur wird zerstört, sie werden systematisch ins Elend getrieben, um vor lauter Arbeit ja nicht auf den Gedanken zu kommen, es könnte anders gehen! Nicht nur die Schweine für den menschlichen Verzehr werden mit solcherart "fabrizierten" Sojaprodukten gefüttert - an jedem Stück Tofu, an jeder Flasche Sojamilch hängt die Asche brandgerodeter Wälter, kleben das blut der dabei getöteten tiere, die Tränen und der Schweiß der ausgebeuteten Plantagenarbeiter! (Bei Kaffee, Tee, Baumwolle, ja fast allen im großen Stil produzierten pflanzlichen Gütern sieht es nicht viel besser aus. Auch die Weizenfelder Nordamerikas sind gedüngt mit dem Blut der Bisons und Indianer!).
Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass jeder Mensch, ob Veganer oder nicht, Tag für Tag unzählige Lebewesen tötet.
Mit jedem Händewaschen, mit jeder gekochten Tomate, ja einfach nur durch die Vorgänge in seinem Körper tötet er unzählige Mikroorganismen! Können wir so sicher sein, dass es diesen Lebewesen egal ist, ob wir sie vernichten oder nicht? Können wir sicher sein, dass sie dabei keine Schmerzen leiden, dass wirklich kein Bakterium merkt, wenn seine Artgenossen vernichtet werden und wissen wir genau, dass es ihnen nichts ausmacht?
Gleiches gilt für Pflanzen.
Wenn wir eine Kirsche essen und spucken den Stein in den Garten, dann tun wir genau das, was die Kirsche von uns wollte: Ihr helfen, sich zu vermehren.
Wenn wir eine Karotte essen, ist das nicht so. Die Karotte ist dann tot, sie kann sich nicht mehr vermehren, denn im Allgemeinen essen wir sie ja, bevor sie gesamt hat. Bei Weizen ist es das Gleiche: Wir essen quasi Pflanzenembryos!
Nun schreit die Karotte nicht.
Und kein Baum hätte uns jemals vorwurfsvoll angeschaut, wenn wir ihm seiner Äpfel - seiner Kinder! - berauben.
Dürfen wir deshalb davon ausgehen, dass es ihnen nichts ausmacht? Dass sie nichts spüren? Dass sie womöglich gern gegessen werden, weil es ja ihre Bestimmung ist, dem Angehörigen einer Spezies, die ihnen so fremd ist wie uns ein Alien zur Speise zu dienen?
Wenn Veganer kein Fleisch essen und keine tierischen Produkte verwenden möchten, weil sieTiere als ihresgleichen betrachten, als Mitgeschöpfe, die sie weder töten noch ausbeuten möchten, dann ist mir das zu eng gefasst und zeigt mir nur, dass auch Veganer zu den Menschen gehören können, die nur sich und ihresgleichen (in dem Fall halt nicht nur Menschen, sondern auch Tiere) für schützenswert halten.
Alles ist Teil der Natur und niemand kommt umhin, zu töten oder etwas wegzunehmen, dass dann eben dort oder jemand anderem fehlt.
Tiere essen Tiere oder Pflanzen, Pflanzen essen Mineralien oder lebende Tiere oder Überreste toter Tiere und Pflanzen.
Ausbeuten und quälen, sich über andere erheben, eigenmächtig entscheiden, was gut und richtig ist, was zu leben und was zu sterben hat - das tut nur der Mensch.
Deswegen haben wir uns auch mit den Folgen unseres Handels zu beschäftigen und müssen notfalls die Konsequenzen ausbaden.
Einfach nur keine Tiere zu verwerten - in welcher Form auch immer - reicht mir da nicht.
Und um doch noch eimal diesen unsäglichen Vergleich zwischen Tierhaltung und Kinderpornographie aufzugreifen ( "Tierrechtskonforme Tierprodukte? Absurd wie kinderrechtskonforme Kinderpornos."):
Die Tatsache, dass jemand keine Kinder vögel, macht ihn noch lange nicht zu einem moralisch hochstehenden Menschen!
Die Tatsache, dass jemand auf Tierprodukte verzichtet, auch nicht!